Rettet das SEZ

Liebe Freundinnen und Freunde der Daseinsvorsorge,

vielleicht haben Sie es schon gehört: Das Berliner Sport- und Erholungszentrum (SEZ) soll abgerissen werden. Wir halten das für einen Fehler. Unterstützen Sie unsere Petition „Rettet das SEZ!“ mit Ihrer Unterschrift. Informieren Sie auch andere über die Aktion. Je mehr davon erfahren, desto besser!

  • Hier können Sie digital unterschreiben und hier die Unterschriftenliste herunterladen.

Im einstigen Vorzeigebau Ostberlins gab es einmal sieben Schwimmbäder, eines davon ein Wellenbad, man konnte Schlittschuh laufen und zahlreiche andere Sportarten ausüben. Es gab sogar eine sportmedizinische Arztpraxis und kostenlose Kinderbetreuung für bis zu vier Stunden. Allein in den ersten fünf Jahren besuchten 16 Millionen Menschen das SEZ.

Heute herrscht dort Ödnis. Die einstige Erholungsoase ist nur noch hinter Bauzäunen, Werbeplakaten und Graffiti zu erahnen. Thilo Sarrazin privatisierte vor Jahren den ganzen Komplex – für einen Euro. Dabei ist die Kreuzung Landsberger Allee/Danziger Straße ein hochfrequentierter Verkehrsknoten, an dem sich vier Straßenbahnlinien kreuzen. Ringsherum wohnen einige hunderttausend Menschen, viele davon in Neubauten, die in den letzten Jahren erst aus dem Boden gestampft wurden.

Daran, das Gemeingut „Soziale Infrastruktur“ in Berlin zu erweitern, hat offenbar niemand gedacht. Niemand? Das ist nicht ganz richtig. Eine kleine Gruppe von Anwohnern machte immer wieder mit Aktionen darauf aufmerksam, dass der angebliche Investor das vertraglich vereinbarte Schwimmbad nie eröffnet hat und damit gegen den Kaufvertrag verstieß. Der beharrliche Widerstand hatte Erfolg: Der Berliner Senat lenkte ein und beschritt ab 2016 den Rechtsweg. Vergangenen Herbst wies der Bundesgerichtshof die letzte Beschwerde des Pseudoinvestors gegen ein vorausgegangenes Urteil des Berliner Kammergerichts zurück.  „Das Land Berlin kann wieder über das Grundstück verfügen“, verkündete Finanzsenator Stefan Evers daraufhin stolz.

Ende gut, alles gut? Bekommen wir 15 Jahre nach dem eklatanten Vertragsbruch das SEZ endlich wieder? Leider nein! Denn selbst wenn endlich die Schlüssel übergeben werden, soll das baulich erhaltenswerte Gebäude nach Willen des Senats abgerissen werden. Wie bitte? Der Senat hat den langjährigen Prozess gewonnen, weil vertragswidrig kein Schwimmbad eröffnet wurde, und direkt nach Erhalt lässt er den Gebäudekomplex abreißen? Das ist wie eine Kündigung auf Eigenbedarf, um nach der Räumung das Haus zu Klump schlagen zu lassen.

Das Argument: Wir bräuchten Wohnungen und Schulen. Es stimmt, in Berlin sind Wohnraum und Schulplätze knapp. Deswegen wurde in unmittelbarer Nähe ja ein Wohnblock nach dem anderen hochgezogen. Und nur wenige hundert Meter weiter auf der Werneuchener Wiese eine nagelneue Schule eröffnet.  Aber wenn die Menschen sich bewegen wollen und die Schüler Wochenende oder Ferien haben, müssen sie aus Berlin rausfahren, denn wo sie wohnen, gibt es vorwiegend Beton und Asphalt, aber keinerlei soziale Infrastruktur mehr und nur wenig erschwingliche Freizeitangebote.

Also abreißen, den Stahl einschmelzen und neu walzen, die Fundamente kleinklopfen und neue Gebäude betonieren? Das können wir uns auch ökologisch nicht mehr leisten. Der Klimaschutz begrenzt das CO2-Budget, das wir bis 2040 noch emittieren dürfen. Und dieses Budget benötigen wir, um umzusteuern, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zubringen und die Energieerzeugung von der Kohle auf regenerative Quellen umzustellen. Deswegen: Rettet das SEZ!

Mit herzlichen Grüßen

Carl Waßmuth

PS: Muss noch gesagt werden, dass das SEZ für viele auch Teil ihrer Identität ist? Ein Ort, der 1981 geschaffen wurde zum Wohle und Vergnügen aller, mit günstigen Eintrittspreisen. Wo gibt es das noch – einen Platz für Spiel, Spaß und Bewegung, mit dem viele schöne Erinnerungen verbunden sind?  Etwas, das auch hundert Fitnessstudios nicht ersetzen können?

Artikel und Beiträge zum SEZ

9 comments

  1. Da ist der Volkspark Friedrichshain. Dazu passt ein Freizeit- und Erholungszentrum besser als Wohngebäude. Man könnte das weiträumige Gebäude nach der Sanierung vielseitig nutzen. Für Galerien, Ausstellungen, als Kita, für Senioren-Sport, Bowling-Bahn, KI-Projekte, Messen. Ähnlich wie das FEZ (Wuhlheide).

  2. Ich bin absolut FÜR den Erhalt, die Sanierung des SEZ!
    Dass der Senat nun andere Pläne hegt, ist kaum zu ertragen. 

    ÖFFENTLICHE Sport- und Freizeitstätten/ Naherholung vorallem auch Sommer- & Hallenbäder (Kombibäder) sind für die vielen (neuen) Anwohner in Friedrichshain, die vielen Familien mit Kindern sowie für alle Berliner (Jung & Alt) für eine gesunde Lebensqualität wichtig. Die vielen Mensch müssen sich in der Stadt/ in den Bezirken besser verteilen können. Das SSE nebenan alleine reicht schon lange nicht mehr aus & ist regelmäßig überfüllt. Zumal das SSE auch einfach nicht vollumfänglich der Öffentlichkeit zur Verfügung steht (Vereinsbetrieb etc.) & wird zudem häufig wegen Sportveranstaltungen/ TV-Events für das öffentl. Schwimmen geschlossen. Auf die umliegenden 25m-Schwimmbäder braucht man dann gar nicht erst versuchen auszuweichen. Was den Schwimmbedarf betrifft würden sich das SEZ (öffentlich) & SSE (Kurs-, Vereins- u. Schulbetrieb) prima ergänzen!

    Das SEZ nachhaltig & klimafreundlich wiederzubeleben ist JETZT genau richtig & für die Zukunft ABSOLUT wichtig!

  3. Rettet das SEZ! Schützt das Klima und erhaltet ein energetisch richtungsweisendes Vorbild!

    Das in der Ölkrise gebaute SEZ weist eine sogenannte Kälte-Wärme-Kopplung auf. Das bedeutet, dass es effizienter ist als jede Wärmepumpe, die bei gleichen Bedingungen läuft. Das liegt daran, dass die Wärme der Eisbahnen verwendet wird, um im Schwimmbad das Beckenwasser zu heizen. Beide Seiten, die kalte und die warme, stellen Nutzenergien dar. Damit wird das SEZ zum wegweisenden Vorbild in Energieeffizienz und Klimaschutz.

  4. Das kann alles nicht wahr sein! Die überhebliche „Wessi-Mentalität“ macht alles kaputt!
    Abriss bedeutet auch immer Verschwendung materieller Bau-Ressourcen, abgesehen von dem Identitätsverlust für diesen Stadtteil. Auch wenn schon viel zu viel Zeit sinnlos verstrichen ist, ganz zu spät ist es noch nicht, das SEZ wieder zu beleben mit alten und neuen Ideen!

  5. Ich stehe voll hinter den Gründen, das SEZ nicht abzureißen sondern zu sanieren. Der Initiative bin ich sehr dankbar für die investierte Kraft. Meine Kinder lieben solche Einrichtungen, und für Eltern sind sie ein Segen! Dieses gesellschaftliche Plus MUSS erhalten bleiben. MfG

  6. Interessant ist, wer von den Berliner Behörden zuständig war für den Verkauf an den jetzigen Eigentümer Rainer Löhnitz, und wie er sein Vermögen aufgebaut hat ?

  7. Die Zerstörung einer Einrichtung, wie das SEZ sie darstellt, verhindert, dass Menschen sich wohnortnah treffen, kennenlernen, organisieren und Gemeinsamkeiten entdecken können.

    Rainer Mausfeld führt in seinem jüngsten Vortrag ( https://www.youtube.com/watch?v=8YYycaOx51s ) aus, dass die Überwindung der Vereinzelung Voraussetzung für die Überwindung der zerstörerischen Machtverhältnisse ist.

    Vielleicht soll den Menschen bewusst der Ort einer auch politischen Kollektivität genommen werden?

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