Ein Beispiel, das weiteste Verbreitung verdient
Von Jürgen Schutte
„Offenkundig brauchen wir mehr davon“ schrieb Harald Schumann am 25. September, über „Lobbycontrol“. Es gilt auch für ihn selbst und seinen glänzenden Artikel darüber, wie man „Mit Dummheit Geld machen“ kann. Das ist schön hintergründig wie manches an der gewählten Form. Indem sich der Autor in den einmontierten „Tagebuchnotizen“ als ein kleiner Mitspieler im Casino bekennt, entlarvt er sich – und uns? – als Leute, die für ein paar Euro Rendite die Augen verschließen vor der Machtübernahme des Finanzkapitals und vor dem Bankrott unserer Politiker. Ganz schön dumm.
Man kann den Titel aber auch ganz anders verstehen. Es sind nämlich die Herren der Finanzmärkte, eine Hand voll gerissener Milliardäre, die mit der Dummheit der Leute – mit unserer Dummheit und unserer Geduld? – Geld machen, sehr viel Geld. Das „Tagebuch“ des fiktiven Mitläufers macht im Kleinen die Mechanismen verständlich, nach denen das große Spiel abläuft. Der Text des Autors Schumann nennt die Namen der „beamteten Lobbyisten“, die in „bewusster Irreführung der Öffentlichkeit“ unsere Steuern auf Jahrzehnte hinaus verpfänden und darüber hinaus die Demokratie mit Füßen treten. Man kann hierin auch die Mechanik der Privatisierungen à la PPP wieder erkennen, mit der wundersamen Verwandlung von pauschalisierten Mieten in Finanzprodukte, durch welche die Kommunen für die Dauer einer Generation verschuldet werden.
mehr hierzu: http://blog.gemeingut.org/2011/08/offentlich-private-partnerschaft-als-allheilmittel/
Es wäre vielleicht ganz lustig, auszurechnen wieviel der fiktive Mitläufer und Tagebuchschreiber zwischen dem 3. Mai 2010 und dem 7. September 2011 bei seinen Spekulationen verdient hat. Weitaus größer – und im Gegensatz zur wohfeilen Rendite wirklich verdient – ist der Respekt, den der Autor des Artikels in meinen Augen verdient – und mit ihm der „Tagesspiegel, der ihm so großen Raum gegeben hat.
Schumann hat Recht „offenkundig brauchen wir mehr davon“!
Der Artikel: http://www.tagesspiegel.de/politik/mit-dummheit-geld-machen/4656616.html