Liebe Freundinnen und Freunde des SEZ,
für den Abriss des Berliner Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee ist keine Genehmigung nötig. Wenn Bausenator Christian Gaebler den Daumen senkt, rollen sofort die Bagger. Das kann jederzeit passieren, auch wenn die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM), der das Grundstück übertragen wurde, noch gar keine baureifen Pläne für den Standort hat. Genauso ist es immer wieder in Berlin passiert: beim Jahnstadion, beim Düttmann-Bau an der Urania, beim Jugendzentrum in der Rathenower Straße. Nach dem Abriss müssen wir auf Brachen blicken, teilweise schon seit Jahren – die zerstörerische Eile dient immer nur dazu, Fakten zu schaffen. Ein Abriss ohne Diskussion ist Autoritarismus pur. Beim SEZ kämpfen wir darum, dass es anders kommt. Wir wollen ein Moratorium, ein demokratisches Innehalten, denn viele wollen zur Zukunft des SEZ mitreden.
Runder Tisch
Genau unter dem Motto „Wir wollen reden“ haben wir im März den Runden Tisch zum SEZ ins Leben gerufen. Drei Sitzungen fanden schon statt, zuletzt war Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann von den Grünen zu Gast. Sie äußerte Sympathien für die Suche nach Ideen, wie sinnvolle Nutzungen mit einem Erhalt des Gebäudes kombiniert werden könnten. Der Runde Tisch verabredete, dem Regierenden Bürgermeister und dem Bausenator erneut zu schreiben, beide hatten dreimal abgelehnt zu kommen. Die nächste Sitzung ist am 22. Juli, vielleicht traut sich dann endlich ein Vertreter der Landesregierung, mit den Bürger:innen zu sprechen? Wir sind gespannt.
Denkmalschutz
Wir sind überzeugt: Das SEZ ist ein Denkmal. Der zweite Runde Tisch hat das erneut bestätigt und dazu eine Erklärung verabschiedet. Dass das SEZ noch nicht unter Schutz steht, ist ein Skandal. Fachlich spricht alles dafür. Es ist die Politik, die den Schutz bisher verhindert – obwohl es angeblich keinen politischen Einfluss auf denkmalpflegerische Entscheidungen gibt. Wir durften eine „vertiefende Erfassung“ einsehen, die das Landesdenkmalamt 2022 zum SEZ sowie zum FEZ in der Wuhlheide beauftragt hatte. Daraus wird deutlich, dass der Verfasser den Denkmalschutz befürwortet. Außerdem erfährt man von Fehlern in einem Gutachten, das 2013 von einer Unterschutzstellung abgeraten hatte. Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg verlangt inzwischen die erneute Überprüfung der Denkmalwürdigkeit. Das Bezirksamt müsste nun den Landeskonservator entsprechend kontaktieren – das ist noch nicht passiert. Wir versuchen, mit unserer Petition den Druck zu erhöhen: https://www.gemeingut.org/sez-schuetzen.
Begehung
Die WBM hatte im Frühjahr „Ekelbilder“ an die Presse gegeben, Fotos von Müll und Verwahrlosung im SEZ. Der Geschäftsführer der WBM, Lars Dormeyer (früher Konzerngeschäftsführer bei der Deutsche Wohnen) meinte dazu: „Man kann nur abreißen. Ich habe noch nie ein Objekt gesehen, das so runtergewirtschaftet ist, so vom Verfall gekennzeichnet, so eine Gefahrenquelle.“ Und: „Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben.“ Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit kam beim Sportausschuss des Abgeordnetenhauses nicht so gut an. Man fragte bei der WBM an, ob man sich das Gebäude einmal ansehen dürfe. Es kam zu einer Begehung, und siehe da: Das Gebäude ist zwar vernachlässigt (auch von der WBM?), aber alles andere als marode.
Anhörung im Abgeordnetenhaus
Der Sportausschuss nimmt seine Arbeit ernst, nach der Begehung wurde das Thema dort erneut auf die Tagesordnung gesetzt, und zwar mit einer Anhörung. Von der Initiative SEZ für alle ist Annett Lange eingeladen, vor dem Ausschuss zu sprechen, von Gemeingut wird Carl Waßmuth als Sachverständiger vertreten sein. Die Anhörung ist öffentlich (Details weiter unten).
Was tun?
Unterschreiben: Wer noch nicht gegen den Abriss unterzeichnet hat: https://www.gemeingut.org/rettet-das-sez. Jede Unterschrift hilft!
Abgeordnete kontaktieren: Im Parlament blickt man teilweise schon anders auf das SEZ als in der Landesregierung, auch bei CDU und SPD. Dazu hat sicher beigetragen, dass viele sich persönlich an Abgeordnete gewandt haben. Das wirkt! Und es geht ganz einfach. Unten eine Liste mit E-Mail-Adressen dazu.
Am Infostand aushelfen: Die Initiative SEZ für alle informiert vor Ort, baut einen Stand auf, verteilt Zeitungen, Aktionspostkarten und Flyer, sammelt Unterschriften und kommt mit den Menschen ins Gespräch. Die Resonanz ist jedes Mal positiv, aber die Arbeit muss dringend auf mehr Schultern verteilt werden. Wer sich vorstellen kann, die Aktiven am Stand mal eine Stunde zu unterstützen, schreibe an info@gemeingut.org.
Zu Treffen kommen:
- 13. Juni 2025, 10:00 Uhr, Öffentliche Anhörung im Abgeordnetenhaus. Wenn viele Besucher:innen kommen, zeigt das den Abgeordneten das Interesse am Thema! Man kann sich einen Platz reservieren lassen: besucherdienst@parlament-berlin.de.
- 30. Juni 2025, 19:00 h, attac-Treff in der Grünberger Straße 24: Monatstreffen von Gemeingut: Wie können wir den politischen Druck für einen Erhalt des SEZ noch erhöhen?
- 22. Juli um 18:30 h, Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11: Vierte Sitzung vom Runden Tisch zum SEZ, Thema: Bauliche und städtebauliche Situation des SEZ, anmelden unter info@gemeingut.org.
Herzliche Grüße
Katrin Kusche, Carl Waßmuth und Laura Valentukeviciute
für das Team von Gemeingut
PS: Unsere Zeitung zum SEZ, die wir auch der taz und dem nd.dieWoche beigelegt hatten, ist inzwischen vergriffen. Gerade arbeiten wir an der Aktualisierung. Bestellen Sie Zeitungen, holen Sie sie im Gemeingut-Büro ab und verteilen Sie sie in der Nachbarschaft, in der S-Bahn, im Freundeskreis: info@gemeingut.org.
PPS: Hier finden Sie eine Presseschau zu den aktuellen Vorgängen rund um das SEZ: https://www.gemeingut.org/sez-retten-abriss-stoppen/.
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E-Mail-Adressen von Abgeordneten, die man zum SEZ kontaktieren kann:
Gräff, Christian, CDU, buero@christian-graeff.de
Bung, Stefanie, CDU, bung@cdu.berlin.de
Häntsch, Stefan, CDU, info@stefan-haentsch.de
Kraft, Johannes, CDU, post@johannes-kraft.de
Mock-Stümer, Peer, CDU, info@mock-stuemer.de
Nas, Dr. Ersin, CDU, info@ersin-nas.de
Senge, Katharina, CDU, post@katharina-senge.de
Usik, Lilia, CDU, kontakt@lilia-usik.de
Schulz, Mathias, SPD, mathias.schulz@spd.parlament-berlin.de
Aydin, Sevim, SPD, kontakt@sevim-aydin.de
Hopp, Marcel, SPD, kontakt@marcelhopp.de
Kollatz, Dr. Matthias, SPD, Matthias.Kollatz@spd.parlament-berlin.de
Lasi`c, Dr. Maja, SPD, info@maja-lasic.de
Billig, Daniela, Bündnis 90/Die Grünen, daniela.billig@gruene.berlin
Kahlefeld, Dr. Susanna, Bündnis 90/Die Grünen, susanna.kahlefeld@gruene.berlin
Otto, Andreas, Bündnis 90/Die Grünen, andreas.otto@gruene.berlin
Eralp, Elif, Die Linke, eralp@linksfraktion.berlin
Schenker, Niklas, Die Linke, schenker@linksfraktion.berlin
Sport-Ausschuss im AGH
Körber, Scott, CDU, kontakt@scottkoerber.de
Falzer, Frank, CDU, Info@frankbalzer.berlin
Cywinski, Tom, CDU, cywinski@cdu.berlin.de
Gertig, Iris, CDU, gertig@cdu.berlin.de
Graßelt, Nlas, CDU, grasselt@cdu.berlin.de
Hack, Ariturel, CDU, buero@ariturel-hack.de
Standfuß, Stephan, CDU, standfuss@cdu.berlin.de
Wolff, Dunja, SPD, dunja.wolff@spd.parlament-berlin.de
Buchner, Dennis, SPD, dennis.buchner@spd.parlament-berlin.de
Kühnemann-Grunow, Melanie, SPD, melanie.kuehnemann-grunow@spd.parlament-berlin.de
Naumann, Reinhard, SPD, reinhard.naumann@spd.parlament-berlin.de
Graf, Werner Sebastian, Bündnis 90/Die Grünen, werner.graf@gruene.berlin
Jarasch, Bettina, Bündnis 90/Die Grünen, bettina.jarasch@gruene.berlin
Schedlich, Klara, Bündnis 90/Die Grünen, klara.schedlich@gruene.berlin
Schubert, Katina, Die Linke, schubert@linksfraktion.berlin
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