Lieber Freundinnen und Freunde des SEZ,
gestern wurde mit Abrissarbeiten am Berliner Sport- und Erholungszentrum (SEZ) begonnen. Dabei fordern immer mehr Menschen, das SEZ zu erhalten. Nächstes Jahr wird gewählt, bis dahin dürfen keine Fakten geschaffen werden! Wir versuchen daher gerade, alle uns zur Verfügung stehenden Rechtsmittel abzuklären. Parallel dazu wollen wir kurzfristig eine repräsentative Umfrage in Auftrag geben. Dazu benötigen wir finanzielle Unterstützung! Die Kosten allein für die Umfrage liegen bei 3.000 bis 5.000 Euro. Bitte helfen Sie mit, die öffentliche Meinung zum Thema zu belegen und kraftvoll zu transportieren!
Außerdem rufen wir Sie dazu auf, möglichst rasch Abgeordneten zu schreiben oder dort anzurufen. Für Briefe können Sie zum Beispiel diese öffentliche Plattform nutzen: Für die Argumentation gegenüber Abgeordneten finden Sie am Ende unsrer E-Mail Anregungen.
Wir haben es geschafft, dass Berlin 2023 den SEZ-Verkauf wegen Vertragsverletzung rückgängig gemacht hat. Wir fordern, dass der Gebäudekomplex saniert und wieder eröffnet wird. Das SEZ ist auch Teil des kulturellen Erbes der DDR, baulich ist es der letzte Großbau, der noch übrig ist. Wir erleben, wie sich viele Menschen aus tiefer Enttäuschung von den etablierten Parteien oder der Politik insgesamt abwenden. Der von oben verordnetem Abriss des SEZ kann Gräben nur vertiefen. Es geht nicht nur um das Gebäude, es geht auch um unsere Demokratie! Daher: Bitte machen Sie mit, schreiben Sie Abgeordneten, fordern Sie ein Abriss-Moratorium bis zur nächsten Wahl und spenden Sie für unsere Aktionen!
Herzlich grüßen
für Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) e.V.
Carl Waßmuth | Katrin Kusche
PS: Es ist nicht falsch, wenn Sie in Ihrem Schreiben an Abgeordnete Ihrem Unmut deutlich Ausdruck verleihen. Die Vorgänge um das SEZ einen Skandal zu nennen ist keine Beleidigung. Die SPD sollte wissen, das der Umgang mit dem SEZ für ihre Partei wahlentscheidend sein kann: Abriss = Abwahl. Dasselbe gilt für Kai Wegner und die CDU. Stimmen aus Ostberlin muss er nicht erwarten, wenn dieses Gebäude von der Berliner Regierung mutwillig und gegen den Bürgerwillen zerstört wird.
PPS: Aktive gegen den Abriss sind heute schon seit Vormittag vor Ort. Als auch das Gebäude der Eislaufhalle von den Baggern beschädigt wurde, riefen sie die Polizei. Offenbar fehlte eine Genehmigung, und die Arbeiten wurden wieder auf den Außenbereich verlagert. Präsenz vor Ort ist daher jetzt gut. Sehen Sie auf unsere Webseite zu Aktivitäten (Mahnwachen, Demos o.ä.) sowie hier und hier.
* * * Argumente * * *
Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war das SEZ das größte Freizeitzentrum Europas, es hat eine geschichtliche Bedeutung. Ost- und westdeutsche Architekten und Baufirmen haben trotz der Mauer an diesem Projekt gemeinsam gearbeitet.
Die Architektur des SEZ ist nicht nur beeindruckend, sondern das SEZ ist ein herausragendes Beispiel für die wegweisende architektonische Formensprache seiner Zeit – ein architektonischer Leuchtturm. Ebenso war die Technik innovativ (energiesparende Kraft-Wärme-Kopplung von Eishalle und Schwimmbad).
Berlin will angeblich die Bauwende. In Zeiten der globalen Erwärmung ist es ein Unding, intakte Gebäude zu vernichten und viele Tonnen CO2 neu zu emittieren. Das können wir uns klimapolitisch nicht mehr erlauben.
Es besteht Bedarf für ein SEZ. Nicht nur aufgrund der Einmaligkeit seiner Architektur und seiner komplexen Freizeitangebote. Seit der Schließung fehlen breite öffentliche Sportangebote in Friedrichshain, aber auch weit darüber hinaus in ganz Berlin.
Etwa jeder vierte Berliner Drittklässler kann nicht schwimmen. Wer über Olympia spricht, darf den Breitensport nicht vernachlässigen. Berlin hat dringenden Nachholbedarf und sollte dafür auch Infrastrukturmittel des Bundes einsetzen.
Gern nutzen Abrissbefürworter den augenscheinlich äußeren Verfall des SEZ als Argument für den Abriss. Richtig ist: Das Gebäude wurde 25 Jahre lang vernachlässigt, aber die Tragkonstruktion ist super erhalten, an den Stahlträgern ist kein einziges Fleckchen Rost! Eine Sanierung und Wiederinbetriebnahme sind leistbar.
Der Berliner Senat will auf dem SEZ-Areal Wohnungen und Gewerbe bauen. Wohnungen sind wichtig, keine Frage. Aber das Gebiet, der nördliche Friedrichshain, gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Europas. Jede fünfte Familie in Berlin und Brandenburg kann sich keinen einwöchigen Urlaub pro Jahr leisten. Umso dringender notwendig ist eine verkehrsgünstig gelegene Freizeit-, Erholungs- und Sporteinrichtung inmitten Berlins.
Gemeingut arbeitet fast vollständig spendenfinanziert. Fast 90 Prozent unserer Einnahmen verdanken wir Spenden und regelmäßigen Mitgliedsbeiträgen, die meisten davon unter 50 Euro. Die restlichen 10 Prozent unserer Finanzierung stammen aus Förderungen, zum Beispiel von gemeinnützigen Stiftungen. So können wir politisch unabhängig agieren. Um unsere Arbeit langfristig finanzieren zu können, sind wir auf regelmäßige Spenden und Fördermitgliedschaften angewiesen.