Der Krankenhauskahlschlag geht weiter
Das Bündnis Klinikrettung zieht für das Jahr 2025 Bilanz und rechnet mit 40 Jahren Gewinnwirtschaft im Krankenhaussektor ab
Berlin, 17.12.2025: In der heutigen Pressekonferenz zog das Bündnis Klinikrettung Bilanz zu Schließungen Gewinnen im Krankenhaussektor. Das Bündnis Klinikrettung registriert für das Jahr 2025 insgesamt 13 Krankenhausschließungen mit 1.287 Betten. Betroffen waren zwei Krankenhäuser in öffentlicher, vier in privater und sieben in freigemeinnütziger Trägerschaft. Aufgeteilt nach Bundesländern ergibt sich folgendes Bild: Drei Krankenhäuser schlossen in Bayern, jeweils zwei Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und ein Krankenhaus in Baden-Württemberg. Durch die Schließungen sind rund 63.650 Menschen von der wohnortnahen stationären Versorgung abgeschnitten worden, das heißt, das nächste Krankenhaus ist für sie jetzt mehr als 30 Minuten Fahrzeit entfernt.
Dr. Rainer Neef, Sprecher des Bündnis Klinikrettung, kommentiert die Zahlen wie folgt:
„Die Krankenhausschließungen waren 2025 rückläufig, dennoch besteht kein Grund zur Entwarnung. Seit dem Jahr 2020 gingen 12.456 Betten und 101 Krankenhäuser durch Schließung verloren. Die im Vergleich gegenüber den beiden Vorjahren niedrigere Schließungszahl ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass im Jahr 2025 in 13 Fällen bedrohte Krankenhäuser gerettet werden konnten. Darüber hinaus liegt die Zahl der jeweiligen Schließungsbeschlüsse für die Jahre 2026 und 2027 schon jetzt über der Zahl der geschlossenen Häuser im Jahr 2025. Die Folgen der Krankenhausreform und damit massenhafte Schließungen kleinerer Allgemeinkrankenhäuser im ländlichen Raum werden erst in den nächsten Jahren durchschlagen, wenn das System der Leistungsgruppen greift.“
Als eine wesentliche Ursache für die Probleme des Krankenhaussystems in Deutschland identifiziert das Bündnis Klinikrettung das im Jahr 1985 in Kraft getretene Gesetz zur Neuordnung der Krankenhausfinanzierung (KHNG), mit dem die damalige Koalition aus CDU/CSU und FDP Gewinne und Verluste im Krankenhauswesen zuließ. Das sogenannte Kabinett Kohl II führte damit das Markt- und Konkurrenzprinzip auch im Kliniksektor ein und öffnete Tür und Tor für private Konzerne.
Die Schließungszahlen machen deutlich, wie stark die Krankenhauslandschaft seit 1985 ausgedünnt wurde. Während es 1985 in Westdeutschland 1.825 und in Ostdeutschland 537 Krankenhäuser gab (zusammen: 2.362 Krankenhäuser), sank die Zahl der Häuser bis zum Jahr 2024 um 521, also fast um ein Viertel (auf 1.841 Krankenhäusern im Jahr 2024). Von 537 Krankenhäusern waren in den ostdeutschen Bundesländern im Jahr 2024 nur noch 268 Kliniken übrig (ohne 86 Kliniken im Jahr 2024 im gesamten Berlin), in westdeutschen Bundesländern gab es 2024 nur noch 1.487 Krankenhäuser.
Laura Valentukeviciute, Geschäftsführerin von Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) e.V., der Trägerorganisation des Bündnis Klinikrettung, führt dazu aus:
„Kliniken wurden mit dem KHNG zum Geschäfts- und Anlagemodell. Das Gesetz veränderte die Krankenhauslandschaft und die Gesundheitsversorgung grundlegend. Nach gut 40 Jahren ist es Zeit, Bilanz über die Folgen dieser Entscheidung zu ziehen und vor allem Schlüsse für die Zukunft. Der gegenwärtige Reformprozess stoppt den Niedergang der Krankenhausversorgung in keiner Weise. Abfließende Gewinne machen den Krankenhausbetrieb teuer. Die Gewinne im Krankenhauswesen sind im Vergleich zu anderen Bereichen der Daseinsvorsorge hoch und bisher nicht gedeckelt, die Renditen liegen bei bis zu 15 Prozent. Das muss sich ändern. Die Abschaffung der Renditen im Krankenhaussektor ist überfällig.“
Pressemappe:
Schließungsbilanz 2025 – Krankenhauskahlschlag in Zahlen – Bericht von Dr. Rainer Neef
Liste Krankenhausschließungen 2020 – 2025
Grafik Folgemaßnahmen nach Schließungen
Deutschlandkarte zum Krankenhauskahlschlag 2020 – 2025
40 Jahre Gewinn und Verlust im Krankenhaus – eine Bilanz – von Laura Valentukeviciute
Pressekontakt:
Laura Valentukeviciute: laura.valentukeviciute@gemeingut.org