Liebe Freundinnen und Freunde des SEZ,
das Gebäude des Berliner Sport- und Erholungszentrums (SEZ) steht noch. Noch! Denn die Anstrengungen von Bausenator Christian Gaebler, den wertvollen Bau niederreißen zu lassen, sind weiter fortgeschritten, trotz unseres Widerstands. Hoffnung auf Rettung besteht dennoch weiterhin – wenn wir aktiv bleiben und wenn wir es schaffen, das Thema in den Berliner Wahlkampf 2026 zu bringen. Nachfolgend Informationen dazu:
• Landeskonservator verhindert Denkmalschutz
• SEZ strahlt beim Festival of Lights
• Bausenator lehnt alle Gesprächsangebote des Runden Tisches SEZ ab
• SEZ säuft ab, wir intervenieren
• SEZ als Zukunftsmodell in der Neuen Nationalgalerie
• Bürgerinitiative SEZ für alle im Café Sibylle am 21. November
Der Landeskonservator verhindert Denkmalschutz
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut ist Bausenator Christian Gaebler unterstellt. Als Untergebener hat er in der Rekordzeit von acht Wochen geprüft, ob das SEZ denkmalwürdig ist. Sein Ergebnis: Nein! Warum nicht? Die ursprünglichen Einbauten im SEZ seien kaputt. Aber was ist mit dem Tragwerk, der einmaligen Architektur, der städtebaulichen Anlage, der fortschrittlichen Gebäudetechnik, der Ost-West-Geschichte des SEZ – also genau mit den Aspekten, die eine denkmalfachliche Prüfung mindestens umfassen sollte? Sie sind für Dr. Rauhut alle unwichtig, obwohl die Stellungnahme des Landesdenkmalrats zu einem anderen Ergebnis kam. Warum beschädigt Rauhut das Ansehen des Denkmalschutzes in so unverantwortlicher Weise − Druck von oben, Karrieregründe? Wir können nur mutmaßen. Unsere Pressemitteilung dazu: https://www.gemeingut.org/sez-landeskonservator-rauhut-entscheidet-mit-unterschiedlichen-standards-fuer-ost-und-west/
Das SEZ leuchtet
Welche Qualitäten das SEZ hat, konnte man beim Festival of Lights Anfang Oktober bestaunen: Eine Lichtinstallation am SEZ zeigte den Baukörper bei Nacht, vergleichbar aufregend wie das Centre Pompidou in Paris. Die „Plattform Baustelle Gemeinwohl“ nennt das SEZ einen Schlüsselbau der späten DDR, der einen einzigartigen Schnittpunkt zwischen sozialistischer Bauambition, internationaler Ingenieurskooperation und gesellschaftlicher Transformationsstrategie markiert. Ihre Schlussfolgerung: „Das Soziale Infrastrukturkonzept (SIKO) für den Stadtteil zeigt dringenden Handlungsbedarf für Flächen dieser Art – warum also ein Gebäude vernichten, das schon da ist? Das SEZ ist kein nostalgischer Betonklotz. Das Sport- und Erholungszentrum ist ein historisch aufgeladenes, zukunftsoffenes Monument – und verdient als solches die entsprechende Würdigung. Es braucht hier eine Planung, die auf erhaltende Nutzung ausgelegt ist und deshalb einen neuen Bebauungsplan.“ Wir finden: Das ist toll ausgedrückt. Etwa 40 Menschen folgten am 21.Oktober dieser Einschätzung und brachten sich in die bezirkliche Stadtwerkstatt zur Bauwende ein. Das Motto der Werkstatt lautete: Umbau statt Abriss. Das SEZ war eines von drei besprochenen Projekten.
Der Bausenator lehnt Gesprächsangebote weiterhin ab
Als Beteiligungsformat zum SEZ haben wir im März den Runden Tisch SEZ ins Leben gerufen, der mittlerweile schon fünfmal getagt hat. Bausenator Christian Gaebler haben wir jedes Mal persönlich eingeladen. Für die ersten Sitzungen bekamen wir Absagen, zuletzt nicht einmal mehr das. Der Senator will offensichtlich nicht mit der Zivilgesellschaft über das SEZ sprechen. Warum nicht? Ist es nicht wichtig genug? Oder fehlen ihm Argumente? Aber wir entlassen Herrn Gaebler nicht aus seiner Verantwortung. Kommt er nicht zu uns, müssen wir wohl zu ihm.
Säuft das SEZ noch ab, bevor ein Moratorium kommt?
Am 11. November haben wir zu den Chancen für Erhalt und Wiedereröffnung des SEZ beim Runden Tisch Liegenschaftspolitik vorgetragen. Dort waren auch die beiden SPD-Abgeordneten Mathias Schulz und Matthias Kollatz vertreten sowie geschätzt 80 engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft. Kollatz und Schulz stellten in Aussicht, die Machbarkeitsstudie, die die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) gerade ausarbeiten lässt, kritisch zu hinterfragen. Die Studie sieht einen Erhalt des SEZ nicht einmal im Ansatz vor. Was wir jetzt brauchen und fordern: ein Moratorium für das SEZ bis nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus im Herbst 2026, dafür gab es auch viel Applaus. Derzeit läuft allerdings der SEZ-Keller voll Wasser, denn die WBM hat im SEZ den Strom abgeklemmt und damit die Pumpen abgestellt. Ist das Zerstörung durch Unterlassung? Wie auch immer, die Zeit drängt, der Winter naht. Wir wollen der WBM keinen „nassen Abriss“ gestatten.
Das Zukunftsmodell in der Neuen Nationalgalerie
Mit „A Bigger Splash!“ war vom 31. Oktober bis 2. November eine Kunstinstallation zum SEZ in der Neuen Nationalgalerie überschrieben. Im Rahmen des Festival of Future Nows waren 100 internationale künstlerische Positionen ausgestellt. Das Designkollektiv forty five degrees hatte Poolleitern auf der hinteren Terrasse angebracht und verwandelte damit die Neue Nationalgalerie per Imagination in ein öffentliches Schwimmbad. Damit thematisierten die Künstler, dass das größte öffentliche Sport- und Freizeitzentrum Europas einmal ein Symbol für kollektive Freizeitgestaltung und gesellschaftliches Leben in Ost-Berlin war. Und dass es heute leer steht und vom Abriss bedroht ist. Wir hoffen, dass viele Menschen die Ausstellung besucht haben – und nun empört sind, dass so etwas wie das SEZ zerstört werden soll.
Spannend: Diskussion zum SEZ im Café Sibylle am 21. November
Das SEZ braucht jetzt jede Stimme, jede helfende Hand – das Engagement vieler Menschen. Daher lädt die Bürgerinitiative SEZ für alle zu einem Diskussions- und Informationsabend zum SEZ in das Café Sibylle ein. Hier sollen die jüngsten Entwicklungen eingeordnet und über die aktuellen Pläne der Berliner Politik aufgeklärt werden. Mit dabei: die Architektin und ehemalige Präsidentin der Berliner Architektenkammer Theresa Keilhacker, Karl-Heinz Wendorff, der beliebte Moderator von „Medizin nach Noten“, Günter Reiß, der Architekt des SEZ, sowie die Politikerin Gesine Lötzsch und die Trainerin Monika List, die 21 Jahre im SEZ gearbeitet hat. Durch den Abend wird die Journalistin Danuta Schmidt führen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Einfach am Freitag, dem 21. November, um 18 Uhr ins Café Sibylle in der Karl-Marx-Allee 72 kommen.
Herzlich grüßen
Katrin Kusche und Carl Waßmuth
für Gemeingut in BürgerInnenhand
PS: Und wer noch nicht unsere Petitionen „Rettet das SEZ!“ und „Das SEZ unter Denkmalschutz stellen“ unterschrieben hat, sollte das jetzt rasch noch erledigen.
PPS: Leiten Sie unseren Rundbrief gern an weitere Freundinnen und Freunde des Berliner Sport- und Erholungszentrums (SEZ) weiter.
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