Forsa-Umfrage: Große Mehrheit lehnt Krankenhausschließungen ab

Fast alle wünschen Patientenversorgung vor Wirtschaftlichkeit

Pressemitteilung von Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) e. V.

Berlin, den 25.06.2020: Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland lehnt Krankenhausschließungen ab. Das zeigt eine von Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage. Demnach ist eine sehr große Mehrheit der Befragten (88 Prozent) der Ansicht, dass ein Abbau von Krankenhausinfrastruktur nicht sinnvoll wäre. Ähnliche viele Befragte (85 Prozent) finden es auch nicht sinnvoll, dass Krankenhausschließungen und Bettenabbau weiterhin finanziell vom Staat gefördert werden. Danach gefragt, was sie für wichtiger halten – die Patientenversorgung oder die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser –, entscheidet sich fast jeder Befragte (96 Prozent) für die Patientenversorgung.

Die Umfrageergebnisse kommentiert Laura Valentukeviciute, Sprecherin von GiB:

Die Umfrage lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Die Menschen in Deutschland wollen keine Krankenhausschließungen. Jens Spahn fördert aber weiter genau diese Schließungen! Noch im Februar forderte der Bundesgesundheitsminister mehr Mut zu Krankenhausschließungen. Jetzt, nach dem Lockdown, spricht er öffentlich nur noch von Strukturwandel. Aber die Schließungen gehen weiter, mancherorts verschlechtert sich die Krankenhausversorgung dadurch dramatisch. Damit muss sofort Schluss sein!“

Durch eine unzureichende Ausfinanzierung sind bundesweit Dutzende Krankenhäuser von der Schließung bedroht, vor allem kleinere Häuser in der Fläche. Dass der Krankenhausstrukturfonds der Bundesregierung extra noch Geld für Schließungen zahlt, verstärkt den Trend zu Schließungen noch erheblich. Dazu Carl Waßmuth, Vorstandsmitglied von GiB:

„Wir erwarten von Jens Spahn, dass er sofort garantiert, dass jedes Krankenhaus erhalten bleibt und finanziert wird. Die bisherige Finanzierung über Fallpauschalen hat versagt, folgerichtig stößt sie auf denkbar breite Ablehnung: 96 Prozent der Menschen in Deutschland stellen die Patientenversorgung über die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser. Spahn muss jetzt unsere Krankenhäuser retten und den Fallpauschalen-Unsinn beenden. Krankenhäuser sind Daseinsvorsorge, kein Geschäftsmodell.“

GiB hat dazu eine bundesweite Petition gegen die Klinikschließungen gestartet: www.gemeingut.org/krankenhausschliessungen-stoppen.

Weitere Hintergrundinformationen: https://www.gemeingut.org/wordpress/krankenhausschliessungen/.

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Forsa-Umfrage: Meinungen zu Krankenhausschließungen (Umfrageergebnisse siehe hier.)

1.003 Befragte ab 18 Jahren

Befragung vom 18. bis 19. Juni

  1. Zahlreiche Krankenhäuser in Deutschland sind in finanziellen Schwierigkeiten. Es wird unter anderem angenommen, dass einige Kliniken nicht immer ausgelastet sind und dass sie zu viele Betten bereithalten. Daher gibt es wissenschaftliche Empfehlungen, Krankenhäuser zu schließen und die Zahl der Krankenhausbetten zu verringern. Dies soll die Qualität der Krankenhausversorgung verbessern. Was meinen Sie: Ist ein Abbau von Krankenhausinfrastruktur grundsätzlich sinnvoll oder nicht sinnvoll?
    • sinnvoll
    • nicht sinnvoll
  2. Vor dem Hintergrund des angestrebten Strukturwandels bei den Krankenhäusern hat der Staat bislang auch finanzielle Anreize gesetzt, um die Schließung von Kliniken und den Abbau von Krankenhausbetten zu fördern. Im Zuge der Bewältigung der Corona-Krise wird dies nun neu diskutiert. Was meinen Sie: Finden Sie es sinnvoll, dass Krankenhausschließungen und Bettenabbau weiterhin vom Staat gefördert werden oder finden Sie das nicht sinnvoll?
    • sinnvoll
    • nicht sinnvoll
  3. Die stationäre Krankenhausversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, ist ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Auf der anderen Seite sollen Krankenhäuser mit ihren Geldeinnahmen haushalten und die Kosten gering halten. Was halten Sie für wichtiger: die Patientenversorgung oder die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser?
    • Patientenversorgung
    • Wirtschaftlichkeit

Die Ergebnisse wurden jeweils entsprechend der Verteilung in der Bevölkerung gewichtet, so dass die Ergebnisse repräsentativ für das jeweilige Geschlecht und die jeweilige Altersgruppe sind.

Umfrageergebnissen grafisch dargestellt, (c) GiB e.V.:

Zahlen zu Krankenhäusern in Deutschland, Quelle: Statistisches Bundesamt

JahrKrankenhäuserBettenAuslastungVerweildauer in Tagen
1971*4165877992

1986*3613843563

19912411665565

2013199650067177,37,5
2014198050068077,47,4
2015195649935177,57,3
2016195149871877,97,3
2017194249718277,87,3
20181925ca. 498.000

Entwicklung 2013 – 2018:

0,960,991,010,97
Entwicklung 1991 – 2018:

0,800,75

Entwicklung 1971 – 2018:

0,460,57

* auf dem Gebiet der BRD und der DDR zusammengerechnet

Grafiken zu Krankenhäusern in Deutschland, Quelle: Statistisches Bundesamt



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